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Das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz vs. Halloween

Heute ist Halloween - und ja ich finde das auch eine ziemlich überflüssige Amerikanisierung und feiere daher nicht. Was dieses Jahr für mich aber spannend macht, ist das landläufig als Burka-Verbot oder Vermummungsgesetz bezeichnete Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz (AGesVG). Dieses Gesetz gilt in Österreich seit 1. Oktober und besagt im wesentlichen, dass man in Österreich an öffentlichen Orten sein Gesicht nicht verhüllen darf, und dies mit einer Verwaltungsstrafe zu ahnden sei. Diskurse ob der Sinnhaftigkeit eines solchen Gesetzes erspare ich mir und wurden auch schon zur genüge geführt. Und was der politische Zweck dahinter war, ist so offensichtlich, dass ich mir das erst recht erspare.
Aber heute ist eben besagtes Halloween, und an diesem Tag werden ja die besagten Gesichtszüge normalerweise verhüllt, wenn man "Süsses oder Saures" spielt und daher wird es für mich jetzt spannend. In §2 Abs. 2 AGesVG sind die Ausnahmen von der Regel angeführt, aber sehr allgemein. Diese sind "wenn die Verhüllung oder Verbergung der Gesichtszüge durch Bundes- oder Landesgesetz vorgesehen ist, im Rahmen künstlerischer, kultureller oder traditioneller Veranstaltungen oder im Rahmen der Sportausübung erfolgt oder gesundheitliche oder berufliche Gründe hat".
Schauen wir uns mal Halloween an. Über Halloween finde ich nichts im Bundes- oder Landesgesetz, mit Sport hat Halloween jetzt auch nichts zu tun. Bleibt also die Berufung auf künstlerische, kulturelle oder traditionelle Veranstaltungen. Ich zitiere jetzt mal ganz unakademisch aus der Wikipedia:
"Halloween benennt die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor dem Hochfest Allerheiligen, vom 31. Oktober auf den 1. November. Dieses Brauchtum war ursprünglich vor allem im katholischen Irland verbreitet. Die irischen Einwanderer in den USA pflegten ihre Bräuche in Erinnerung an die Heimat und bauten sie aus.
Im Zuge der irischen Renaissance nach 1830 wurden in der frühen volkskundlichen Literatur eine Kontinuität der Halloweenbräuche seit der Keltenzeit und Bezüge zu heidnischen und keltischen Traditionen wie dem Samhainfest angenommen. Bis heute werden entsprechende Mutmaßungen des Religionsethnologen James Frazer zitiert.
Seit den 1990er Jahren verbreiten sich Halloween-Bräuche in US-amerikanischer Ausprägung auch im kontinentalen Europa. Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede. So vermischten sich insbesondere im deutschsprachigen Raum heimatliche Bräuche wie das Rübengeistern mit Halloween, genauso nahmen traditionelle Kürbisanbaugebiete wie die Steiermark oder der Spreewald Halloween schnell auf."
Wären wir also in Irland hätten wir kein Problem, genauso wie in den USA, da ist Halloween fest als Brauchtum verankert. Glaubt man der Wikipedia so haben zumindest die Steirer dank ihrer Kürbisse auch bereits Halloween als Brauchtum verankert, und es sollte damit als traditionelle Veranstaltung herhalten können, um als Ausnahme des AGesVG zu gelten. Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie das im Rest von Österreich so ist und ob wir im Boulevard morgen "skandalöse" Strafen sehen werden, weil die Exekutive das AGesVG umsetzt. Laut Innenministerium sollte dem nicht so sein.