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2 Jahre solidarische Landwirtschaft

Alles begann vor fast 2 Jahren als ich eine Radiosendung mit Hanna Spegel (Nachzuhören auf ihrer Webseite: http://www.hannaspegel.com/1-radiosendung-on-air/ Beitrag vom 20. Februar 2015) über das Thema solidarische Landwirtschaft berichtete. Ich war damals junger Vater (bin ich immer noch), und habe mich durch die familiäre Veränderung stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit und Ernährung beschäftigt. Als passionierter Hobbykoch weiß ich, dass gutes Essen mit den Zutaten steht und fällt. Ein guter Koch kann auch aus Mist nichts Tolles machen, gute Zutaten und etwas Hausverstand vorausgesetzt kriegt aber jeder bald mal eine anständige Mahlzeit hin. Aber was sind gute Zutaten? Für mich stellte sich heraus, dass man "Bio" schmeckt. Demeter im übrigen auch, aber aus meiner Sicht nicht deshalb, weil man irgendeinen Voodoo mit vergrabenen Kackhörnchen betreibt, sondern schlicht und ergreifend, weil sich von Demeter begeisterte Bauern mit ihrem Produkt stärker beschäftigen als die, die auf Masse und "Totspritzen" setzen. So einfach ist das. 
 
Tja, durch die oben erwähnte Radiosendung kam dann zum ersten Mal das Thema "Solidarität" für mich ins Spiel. Das Konzept ist eigentlich recht einfach. Ein Bauer verkauft seine Ware nicht mehr zum Kilopreis, falls er was zum Verkaufen hat, sondern er verkauft Ernteanteile. Ein Ernteanteil ist ein fixer monatlicher Betrag, den jeder Anteilnehmer bezahlt. Die Summe der Anteile ergeben quasi das monatliche Fixgehalt des Bauern. Das hat er dann einfach, egal ob er ein gutes oder schlechtes Jahr, Winter oder Sommer, Frost oder Traumwetter am Feld hat. Der Überlebensdruck ist raus, das gehen auf Ertragsmenge ist raus, der Fokus geht auf Qualität. Und ich als Kunde bekomme regionales, biologisch angebautes und auch noch solidarisch verkauftes Biogemüse. Eigentlich eine tolle Sache.
 
So ging ich auf www.ernährungssouveränität.at und habe nach der nächsten solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) in meiner Nähe gesucht und bin in Kirchberg beim Hawaruhof fündig geworden. Ich habe jetzt demnächst 2 Jahre einen "Familienanteil" erworben. Beim Hawaruhof wird zwischen Einzelanteilen und einem Familienanteil unterschieden und da wir für die ganze Familie Gemüse nehmen, ist es nur fair, dass wir hier mehr bezahlen als Singlehaushalte. Zum Thema bezahlen: Wir überweisen jeden Monat 150 EUR und können einmal pro Woche so viel Gemüse nehmen, wie wir für "richtig" erachten. 
 

Freitags ist Gemüseabholtrag und jeder kann nehmen wie viel er für "richtig" hält.

Eine "normale" Abholmenge, die uns über die Woche reicht.

Folgende Erfahrungen habe ich nach diesen 2 Jahren für mich mitgenommen:

 

  1. Biologisches, regionales Gemüse schmeckt einfach gut
  2. Ich hatte nie das Gefühl "zu wenig" zu bekommen. Im Gegenteil, gerade im Sommer wird man von der Menge an bunten Tomaten, riesigen Zucchini und knackigen Karotten fast erschlagen.
  3. Die Abwicklung und Abholung ist vollkommen unproblematisch und man kann jederzeit aber auch an organisierten "Tagen des offenen Feldes" direkt am Feld anschauen, was gerade passiert, wie sich die unterschiedlichen Gemüsesorten je nach Jahreszeit entwickeln.

Rudi liebt sein Feld und sein Gemüse, das merkt man.

Am Tag der offenen Tür kann jeder kommen und sich anschauen, was am Feld wächst und wie angebaut wird.


Was ich kritisch sehe:
  1. Die Summe an Anteilnehmern erscheint mir recht gering, ich würde es dem Hawaruhof wünschen, dass viel mehr Leute das Angebot nutzen würden. An der verfügbaren Gemüsemenge sollte es nicht scheitern.
  2. Ich wurde in den letzten beiden Jahren immer wieder von Arbeitskollegen und Bekannten auf das Konzept der SoLaWi angesprochen und meist war das Conlusio von meinen Gesprächspartnern "das rechnet sich nicht, im Supermarkt bin ich günstiger". So etwas ärgert mich. Es geht nicht darum "günstiger" einzukaufen. Es geht genau nicht darum. Es geht darum einem regionalen Bauern einen sorgenfreien Lebensunterhalt zu ermöglichen und im Gegenzug dafür ein super Produkt zu bekommen.
  3. Ich merke sehr oft den Wunsch von Betreiber Rudi Hoheneder aus dem Hawaruhof eine echte solidarische Gemeinschaft zu formen. Die Anteilnehmer sollen nicht nur "Fixpreiskäufer" sein, sondern sich auch Teil des Hofes sehen, die Mithelfen bei Aussaat, Erziehung, Ernte usw. Dem ist aktuell nicht der Fall und ich sehe da auch keine Möglichkeit dazu. Die Abnehmer sind größtenteils Menschen mit einem "normalen" Job und ich verstehe, dass es nicht mehr zeitlich möglich ist, dass man am Feierabend oder am Wochenende auch noch aufs Feld geht. Würde bei mir auch nicht gehen.
Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit meiner Entscheidung "Kunde" des Hawaruhofes geworden zu sein und möchte das noch lange bleiben.
 
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